Handtherapie / Orthopädie

Die Handtherapie hat sich aus den Berufen der Ergotherapie und Physiotherapie entwickelt und ist inzwischen als eigenständiger spezialisierter Bereich anzusehen.

Die Hand weist mit ihren 27 Knochen und über 30 Muskeln eine Komplexilität auf, wie sie im menschlichen Körper an keiner anderen Stelle vorzufinden ist. Das erklärt sicherlich, warum die Behandlung einer verletzten Hand aus welchen Gründen auch immer es einer speziellen Behandlung bedarf.

In der Handtherapie erarbeiten wir ein individuell auf Sie zugeschnittenes ganzheitliches Behandlungskonzept, welches auch ein Übungsprogramm für Sie zu Hause beinhaltet.

Die Handtherapie beinhaltet die konservative Behandlung der Hand und des Unterarms. Anwendung findet Sie vor allem in der Handchirurgie, der Traumatologie, der Orthopädie und der Rheumatologie. Folgende Schwerpunkte können bei der Behandlung gesetzt werden:

Erstbehandlung nach operativen Eingriffen
Nach einem operativen Eingriff kann in den meisten Fällen sofort mit der Nachbehandlung begonnen werden. Der Patient erhält von uns einen individuellen Behandlungsplan und eine erste Einweisung in sein Eigenübungsprogramm. Dies geschieht immer im Austausch mit dem behandelnden Handchirurgen.

Feinmotorik-Training
Das Training der Feinmotorik bzw. Handgeschicklichkeit wird bei Beeinträchtigung von Beweglichkeit und Geschicklichkeit der Hände angewendet. Es beinhaltet das isolierte Beüben der Fingerbeweglichkeit und der Koordination, das Trainieren der Kraft in der Hand und den Fingern, sowie das trainieren der feinmotorischen Griffe (Pinzettengriff, Spitzgriff, Schlüsselgriff, Dreipunktgriff).

Kinesiologisches Taping
Das Tape bietet Elastizitätseigenschaften, die ähnlich der Haut sind. Ziel der Therapie ist es die körpereigenen Heilungskräfte zu aktivieren und zu unterstützen, um dadurch den physiologischen Bewegungsablauf von Gelenken und Muskulatur zu ermöglichen.

Manuelle Therapie
Bei einer Funktionsstörung an der Hand bzw. am Handgelenk werden für die Diagnostik und Therapie bestimmte Handgriffe und unterschiedliche manuelle Techniken genutzt. Nach einer Ruhigstellung oder entzündlichen Prozessen treten häufig Bewegungseinschränkungen oder Kontrakturen auf die möglichst frühzeitig behandelt werden sollten. (motorisch-funktionelle Behandlung)

Narbenbehandlung
Die Narbenbehandlung nimmt in der Handtherapie einen großen Stellenwert ein, da es bei Verklebungen zu erheblichen Missempfinden kommen kann. Um das zu vermeiden, sollte frühzeitig, im günstigsten Fall nach dem Entfernen der Fäden, mit der Narbenbehandlung begonnen werden.

Sensibilitätstraining / Desensibilisierung
Ein Sensibilitätstraining ist bei einer Störung der sensiblen Oberflächenempfindung nach z.B. eines Nervenkompressionssyndroms (Karpaltunnelsyndrom) oder einer Nervenverletzung hilfreich. Ebenso nach sensiblen Störungen nach allgemeinen operativen Eingriffen.

Sensibilitätsstörungen äußern sich durch ein vermindertes Temperatur-Druck-Tast- und Berührungsempfinden. Es treten mitunter Symptome wie Kribbeln, Taubheitsgefühl, Pelzigkeit,  Brennen, Einschlafen der Hände auf. (sensomotorisch-perzeptive Behandlung)

Spiegeltherapie
Die Spiegeltherapie gehört zu den kognitiven Therapiemethoden. Sie kommt bei verschiedenen Krankheitsbildern wie zum Beispiel dem CRPS (Complex Regional Pain Syndrome=komplexes regionales Schmerzsyndrom), periphere Nervenläsionen etc. zum Einsatz und basiert auf den neuesten Erkenntnissen der Reorganisationsfähigkeit des Gehirns durch die kontralaterale Gehirnhälfte. Ziel ist es dabei, Schmerzen zu lindern und im günstigsten Fall auszuschalten, sowie eine Reintegration der Hand durch Förderung der neuronalen Plastizität zu verbessern.

Thermische Anwendungen
Thermische Anwendungen werden vom Arzt ergänzend zur motorisch-funktionellen Behandlung oder einer sensomotorisch-perzeptiven Behandlung vom Arzt verordnet. Zu den thermischen Anwendungen gehören z.B. das Paraffinbad (Heißwachs), Rapsbad, Kälteapplikation.

Die thermischen Anwendungen können zur Schmerzlinderung, Entspannung, Lockerung und Durchblutungsförderung eingesetzt werden.

Krankheitsbilder in der Handtherapie:

Häufig profitieren Patienten mit den folgenden Diagnosen von der spezialisierten Handtherapie:

  • Sehnenrupturen
  • Sehnenscheidenentzündungen
  • Nervenverletzungen
  • CRPS (Morbus Sudeck)
  • Nervenkompressionssyndrome (z.B. Karpaltunnelsyndrom)
  • Frakturen/Knochenbrüche
  • Kapselverletzungen/Prellung
  • Amputationsverletzungen
  • Nervenkompressionssyndrome (z.B. Karpaltunnelsyndrom)
  • Rheumatische Erkrankung der Hand
  • Morbus Dupuytren
  • nach Implantationen einer Fingerendoprothese
  • Kindliche Fehlbildungen

Neurologie

Im neurologischen Bereich behandeln wir Kinder und Erwachsene mit Erkrankungen des zentralen oder peripheren Nervensystems:

  • Zustand nach Apoplex (Schlaganfall)
  • Multiple Sklerose
  • Parkinson
  • Demenzen unterschiedlicher Genese
  • Neuropathien
  • Neuroonkologische Erkrankungen

Die Auswirkungen von neurologischen Erkrankungen sind individuell ja nach Schädigung der betroffenen Hirnregionen sehr vielseitig. Zu Beginn der Behandlung steht immer eine ausführliche Befunderhebung mit standardisierten Testverfahren und Betätigungsanalysen.

Die Behandlungsziele werden zusammen mit dem Patienten erarbeitet und auf die individuelle Lebenssituation festgelegt:

  • Bewältigung von Alltagssituation, wie z.B. Essen mit Messer und Gabel, selbständiges An- und Ausziehen, Körperhygiene
  • Einüben von Transfers nach dem Bobath-Konzept
  • Handling von Rollstühlen und Rollatoren
  • Verbesserung von Koordination und Gleichgewicht, wie sicheres Gehen mit oder ohne Hilfsmittel
  • Erarbeiten eines Eigenübungsprogramms z. B. zur muskulären Stärkung oder zur Verbesserung von Konzentration und Merkfähigkeit um eine eigenständige Selbstversorgung zu ermöglichen, sowie die Arbeitsfähigkeit zu Erhalten oder auch Freizeitaktivitäten wieder zu ermöglichen
  • Hilfsmittelberatung

Pädiatrie

Im pädiatrischen Bereich behandeln wir Kinder und Jugendliche mit folgenden Auffälligkeiten bzw. Diagnosen:

  • Kinder mit Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen (ADHS) oder Teilleistungsstörungen (Lese-Rechtschreibschwäche), die sich z.B. in der Schule oder bei den Hausaufgaben häufig ablenken lassen und schnell unruhig sind, die nicht über längere Zeit ruhig am Tisch sitzen können, die einen erhöhten Zeitbedarf bei der Bewältigung ihrer Hausaufgaben bzw. ihre Aufgaben nur wenig strukturieren.
  • Kinder mit Koordinationsstörungen der Grob-,Fein- oder Graphomotorik, die z.B. Schwierigkeiten haben auf vorgegebenen Linien zu schreiben oder zu malen, die den Stift oder das Besteck nicht richtig greifen können, die Probleme beim selbständigen An-und Ausziehen haben.
  • Kinder mit kinder- und jugendpsychiatrischen Erkrankungen z.B. frühkindliche Entwicklungsstörungen (z.B. Autismus oder Asperger, Depressionen) oder Kinder die Schwierigkeiten im sozio-emotionalen Bereich haben wie z.B. Schwierigkeiten mit sozialen Umgangsformen (Kontaktaufnahme, Trennungsangst, Ängste gegenüber Veränderungen)
  • Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsverzögerungen, die im Vergleich zu Gleichaltrigen z.B. Defizite im Bereich der Grobmotorik (Gleichgewicht, auf einem Bein stehen/hüpfen, balancieren, Bewegungsplanung, Fahrrad fahren) oder Grob- und Feinmotorik (Schneiden, Malen, Kleben, Knöpfe/Reißverschlüsse öffnen bzw. schließen)

In einer ausführlichen Befunderhebung, in unserer Praxis mit Ihnen und ihrem Kind werden die Ziele gemeinsam festgelegt. Die Zielsetzungen erfolgen stets alltagsnah, um eine größtmögliche Transparenz zu erreichen.

Elternarbeit in Form von Beratung und Begleitung ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Therapie, denn nur wenn die Therapieinhalte auch in den häuslichen Situationen weitergeführt werden, kann die Behandlung erfolgreich sein.

Geriatrie

In der ergotherapeutischen Behandlung von älteren Menschen stehen meistens vielseitige Beeinträchtigungen der Selbständigkeit und Individualität im persönlichen Alltag durch Multimorbidität (Mehrfacherkrankungen) im Mittelpunkt.

Indikationen für eine ergotherapeutische Behandlung können unter anderem folgende sein.

Mögliche Krankheitsbilder:

  • Demenzielle Erkrankungen, wie z.B. Morbus Alzheimer oder vaskuläre Demenz
  • Gedächtnis- und Orientierungsstörungen
  • Zustand nach Apoplex (Schlaganfall)
  • Morbus Parkinson
  • Multiple Sklerose
  • Sensorische Störungen, wie z.B. Polyneuropathie
  • Degenerative und rheumatische Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems, wie z:B. Arthrose, Rheuma und Osteoporose
  • Zustand nach Frakturen
  • Altersdepression
  • Psychosen
  • Post Covid

Abhängig von der ärztlichen Diagnose und dem ergotherapeutischen Befund steht immer die größtmögliche Selbständigkeit und Lebensqualität im Fokus der Behandlung.

Je nach Krankheitsbild können folgende Ziele im Vordergrund stehen:

  • Verbesserung und Erhalt der Aktivitäten des täglichen Lebens, wie selbständiges An- und Auskleiden, das Durchführen der morgendlichen Hygiene, selbständiges Essen und Trinken oder das Zubereiten einer Mahlzeit
  • Hilfsmittelversorgung (Anpassung und Erprobung)
  • Förderung der motorisch-funktionellen Fähigkeiten zur Verbesserung /Erhalt von Mobilität, Gleichgewicht und Koordination
  • Aktivierung und Stabilisierung kognitiver und neuropsychologischer Fähigkeiten, wie Wahrnehmung, Orientierung, Merkfähigkeit und Konzentration
  • Erhalt der Kontaktfähigkeit und Kommunikation

Die Behandlung älterer Menschen kann in verschiedenen Einrichtungen, wie Lang- und Kurzzeitpflege, Seniorenheimen und betreutes Wohnen, im häuslichen Umfeld oder in unserer Praxis stattfinden.

Die enge Zusammenarbeit mit Angehörigen ist bei der Behandlung von älteren Menschen oftmals ein zentraler und wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Dies kann in Form von Anleitung und Beratung in Alltagsbewältigung, Wohnraumanpassung, Pflegesituationen sowie Hilfsmittelberatung stattfinden.

Ergotherapie bei psychischen Erkrankungen

Innerhalb der psychisch-funktionellen Behandlung beraten und begleiten wie Patienten aller Altersstufen mit folgenden möglichen Krankheitsbildern:

Mögliche Krankheitsbilder:

  • Affektive Störungen, wie Manien und Depressionen
  • Angst- und Zwangsstörungen
  • Belastungs- und Verhaltensstörungen
  • Suchterkrankungen (u.a. Alkohol-, Drogen-, Medikamenten-, Spielsucht sowie Süchte der neuen Medien)

Auch die Prävention spielt bei der ergotherapeutischen Behandlung im psychiatrischen Bereich eine große Rolle, denn durch Unterstützung im Bereich Tagesstrukturierung und Reflexion gelingt es oft den Umgang mit einer Beeinträchtigung im Alltag zu verbessern.

Zu Beginn der ergotherapeutischen Behandlung, erfolgt eine ausführliche Befunderhebung und Zielsetzungen gemeinsam mit dem Patienten.

Je nachdem in welchem Bereich des persönlichen Alltags Schwierigkeiten auftreten, können Ziele folgendes umfassen:

  • Stabilisierung und Steigerung von psychischen Grundleistungen, wie Antrieb, Ausdauer, Belastbarkeit und Motivation
  • Verbesserung emotionaler Kompetenzen, wie psychische Stabilität und Gefühlsausdruck
  • Förderung von Selbstvertrauen und des positiven Selbstbildes
  • Förderung von situationsgerechten Verhalten und arbeitsrelevanten Fähigkeiten, wie Pünktlichkeit, Flexibilität und Selbstorganisation
  • Verbesserung von lebenspraktischen Fähigkeiten wie Selbstversorgung und Selbstorganisation